Neue Wege tun Sich nur auf, wenn man sie beschreitet!
"Weißt Du, wie man einen Biber fängt? Das ist ganz leicht, wirklich ganz leicht. Man muss nur beobachten, welchen Weg der
Biber geht, wenn er von seinem Bau zum Fluss geht (quasi zur Arbeit geht). Denn der Biber geht seinen Weg, jedes Mal wieder den gleich Weg, den geht er, das ist eben so.
Und wenn man mal weiß, welchen Weg der Biber geht, braucht man nur zu warten, bis der Biber wieder aus seinem Bau kommt und
seinen Weg geht. Dann lässt man ihn an sich vorbei laufen und stellt direkt hinter ihm einen offenen Käfig genau auf seinen Weg, so, dass die offene Käfigtür in die Richtung zeigt, aus der am
Abend der Biber zurückläuft. Mehr muss man nicht machen. Und der Biber dreht sich um, wenn man den Käfig dahin stellt und sieht das. Und der Biber beginnt schon gleich zu weinen, wenn er das
sieht.
Und er weint den ganzen Tag, während er am Fluss unten seine Arbeit macht.
Und der Biber weint und weint. Denn er weiß genau, den ganzen Tag lang, dass er auf dem Rückweg dann im Käfig landen wird. Denn ein Biber geht eben seinen Weg, den er immer gegangen ist, da
ändert auch kein Käfig was dran, der da auf diesem Weg steht. Da kann man doch verstehen, wenn der Biber weint, nicht wahr? Und deshalb geht der Biber auch abends wieder seinen üblichen Weg
zurück, unerschütterlich, direkt hinein in den Käfig, der eben da auf seinem Weg steht. Und dann muss man nur noch warten und zum Schluss die Käfigtür zu machen. Ja, so fängt man einen
Biber..."
Etwas bedrückend, diese Bibergeschichte. Noch sehr viel bedrückender, wenn man erkennt, dass es leider auch viele Menschen gibt, auf die diese Bibergeschichte zutrifft: die jeden Tag wieder den gleichen Weg einschlagen, nicht von diesem ausgetrampelten Pfad abweichen, nichts anders machen, obwohl sie wissen, dass sich so gar nichts an ihrem Schicksal ändern wird. Sie sind unzufrieden, traurig, im Jammertal, aber auch nicht in der Lage den bisherigen Weg zu verlassen. Es wird sich kein neuer Weg auftun, wenn Du keine neuen Wege beschreitest.
( Diese Geschichte ist von Gunter Schmidt
Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie Milton-Erickson-Institut)

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