Mit Selbstwirksamkeit zu mehr Gelassenheit
Montag Morgen …
… ich sitze wie gerädert hinter dem Steuer meines Autos. Der Sonntag war lang – lang vor dem Fernseher gehockt, ´ne Polit-Talk-Show angeschaut zum Thema Jamaika-Koalition und während die noch so vortrefflich streiten, über Vertrauen in der Politik reden und so, kommt die Eilmeldung: Lindner FDP beendet die Koalitionsgespräche. Das können die doch nicht machen. Die haben es 5 Wochen nicht geschafft sich irgendwie zusammen zuraufen. Ich fass es nicht. Ich lag ziemlich lange wach noch im Bett. Habe mich so dermaßen geärgert. Als der Wecker läutete war ich eigentlich noch denk- und bewegungsunfähig. Radio an: Ja, ja ich weiss. Die Koalitionsgespräche sind gescheitert. Jaaaaaa, nervt mich nicht. Was das wieder kostet, wenn es Neuwahlen geben muss. SPD bewegt sich auch nicht. Minderheitenregierung, ist ja wohl auch keine Lösung. … wohl doch nochmal eingenickt. Jedenfalls werde ich auf einmal wach und es ist schon viel zu spät. Ich weiss es nicht, wie ich es trotzdem geschafft habe, jetzt hier so schnell hinterm Steuer zu sitzen. Und hier???? Nichts geht mehr. Montagsstau. Mensch – fahrt doch mit den Öffentlichen rein. Bei mir geht das nicht. Ich würde ja mit den Öffentlichen fasst ne Stunde ins Geschäft brauchen und dann bei dem Dreckswetter. Eh dieses Wetter…. Grau, kalt, trist. Am späten Nachmittag soll es auch noch Schneeregnen – super. Ja das ist dann die Belohnung für meinen Feierabend. Da haste den ganzen Tag geschufftet, sitzt dann um 18 Uhr wieder hinterm Steuer und dann noch mehr Sch….wetter. Was ist das jetzt? Gerade blinkt in meinem Armaturenbrett eine rote Lampe mit der Aufschrift STOP auf. Ach was. Reg mich nicht auf!!! Ich schlage mit der flachen Hand gegen das Lenkrad. Ich werde wohl jetzt nicht gleich liegen bleiben. Obwohl, jetzt scheint es aus der Motorhaube schon leicht zu quallmen. Ich bin auf der linken Spur auf dem Frankenschnellweg. Soll ich mich in Luft auflösen? Oh Mann. „Du blöde Kuh, jetzt lass mich rechts rüber.“ Wild fuchtelnd und gestikulierend mache ich der Limousinenfahrerin rechts neben mir klar, dass sie mich jetzt vorbei lassen soll. Die scheint gar nichts zu kapieren. „Ja, jetzt los. Lass mich rüber“ schreie ich im Innenraum meines Autos die andere Autofahrerin an. Endlich stehe ich auf dem Seitenstreifen. Warnblinkanlage an. Hotline des Mobility-Services – bitte warten. War ja klar. „Sie werden mit dem nächsten freiwerdenden Service-Mitarbeiter verbunden“. Schon einige Minuten hänge ich in der Leitung. Das kann doch jetzt nicht sein. Na wartet, Euch helfe ich. Ich lege auf und rufe meinen ortsansässigen Händler an. „Sie rufen außerhalb unserer Bürozeiten an“ Waaaaaaaaas? Wie verdienen die ihr Geld? …. Ja, um 6:45 Uhr ist vielleicht die Werkstatt besetzt, aber noch kein Telefon an der Zentrale. Also wieder die Hotline. Wieder die Ansage. Ich fass es nicht. In 10 Minuten muss ich mich zur Telefonkonferenz mit Global anmelden. Ich flippe aus. Es klappt doch einfach gar nichts …. Was für ein Montag-Morgen ….
Montag Morgen …
... ich sitze hinterm Steuer meines Autos. Es war ein superschönes Wochenende. So genial gestern auch das gemütliche Abendessen nach dem Sport mit Steffen und Sabrina und wir hatten echt gute Gespräche. Wirklich inspirierend. Ich habe dann gestern noch ein Paar Zeilen in meinem aktuellen Buch gelesen und dann sind mir aber auch wirklich die Augen zugefallen. Von Steffen habe ich auch den Tipp mit der aktivierenden Playlist auf dem mp3 gesteuerten Wecker. Genau das was ich dann morgens auch neben dem Kaffee so brauche um durchstarten zu können. Die Playlist läuft jetzt auch gerade noch im Auto. Montagsstau. Ja, war nicht anders zu erwarten. Wie jeden Montagmorgen. Eigentlich nehme ich mir ja immer wieder vor mit den Öffentlichen rein zu fahren. Aber das dauert ne Stunde. Na, das wird heute auch nicht viel kürzer. Vielleicht muss ich doch mal umdenken?! Was ist das? Oh – die Service-Anzeige möchte dass ich sofort stoppe. Na leichter gesagt als getan. Ich versuche Blickkontakt mit der Autofahrerin neben mir aufzunehmen. Ein ganz vorsichtiger Huper. Ich lächle sie an und gestikuliere, dass ich bitte auf den Standstreifen müsste. Ja genau – an Ihnen vorbei rechts auf den Seitenstreifen. Ach prima. Klappt ja. DANKE für´s Durchlassen. Okay. Warnblinkanlage an. Anruf beim Mobility-Service. Warteschlange. Na klar. 6:45h – die haben jetzt auch schon Montagsmorgen Stress. Noch 10 Minuten bis zum Start der Telefonkonferenz. Ich schreibe meinem Kollegen ne kurze whatsapp, dass ich eine Panne habe und nicht weiss ob ich es pünktlich schaffen werde. Er soll es bitte kurz sagen. Ich gehe dann später in die Leitung, wenn alles klappt. Hallo? Nach über 5 Minuten einen lebendiger Mensch am anderen Ende der Hotline. „Guten Morgen…“ – ich schildere mein Anliegen. Abschleppdienst ist unterwegs. Die fahren mich dann bei meinem Händler vorbei und da steht dann auch gleich ein Ersatzfahrzeug. Na läuft doch. Hätte schlimmer kommen können. Motor kann ich laufen lassen, so dass ich nicht völlig auskühle. „Ja, hallo? …“ Pünktlich in der Telefonkonferenz – perfekt wie das heute von jedem Ort so problemlos alles geht. …
Ist Ihnen was aufgefallen? Natürlich ist es Ihnen aufgefallen. Gleiches Szenario: Montagmorgen, Stau auf dem Weg ins Geschäft, Panne am Auto, Wartschlange, Termindruck durch eine bevorstehende Telefonkonferenz, … ABER: zwei völlig unterschiedliche emotionale Reaktionen.
SELBSTWIRKSAMKEIT VERHILFT ZUR HANDLUNGSFÄHIGKEIT UND GELASSENHEIT
Für die erste Autofahrerin ist der Tag um 7 Uhr gelaufen. Die braucht so gar nichts mehr. Für die andere Fahrerin – die hätte es sich auch anders gewünscht – läuft nach der Panne soweit alles nach Plan: sie nimmt „aufgeräumt“ an der Telko teil. Vielleicht muss sie noch im Verlauf unterbrechen, weil der Abschleppdienst kommt, aber es läuft. Sie kann eh nichts dran ändern. Sie ahnen schon worauf ich hinaus will? Genau! Während eine absolut vergleichbare Situation den einen Menschen schier zum Ausrasten bringt, bleibt die andere Person beim gleichen Verlauf ruhig, bleibt gelassen, souverän und vor allem handlungsfähig. – Wir fühlen, was wir fühlen, weil wir denken, was wir denken! Wem das zu psychologisch klingt: Unsere Gedanken sind die Ursache für unsere Gefühle. Wir selbst haben es in der Hand, wie wir auf das reagieren, was da gerade passiert. Nein, solche Dinge passieren nicht nur Ihnen! Sie sind nicht vom Schicksal gebeutelt und die anderen leben alle auf der Sonnenseite des Lebens. Aber es gibt Mitmenschen, die gehen einfach anders mit dem um, was da passiert. Was glauben Sie, warum zum Beispiel einige Menschen, die von schweren Schicksalschlägen heimgesucht werden daran zerbrechen und wieder andere die Kraft aufbringen, den Kampf aufzunehmen? Es mag teilweise eine Typusfrage sein. Aber der souveräne Umgang mit Stresssituationen, Herausforderungen, Schicksalschlägen, Unvorhergesehenem, etc. ist erlernbar. Ein Schlüssel auf diesem Weg ist Mentaltraining, dass zu einer Selbstwirksamkeit – also dem Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit – verhilft. Denn unsere Einstellung kreiert unsere subjektive Realität: Wenn wir schon glauben, dass sich an einem solchen Montag-Morgen einfach alles und jeder gegen uns verschworen hat, dann kommt es auch noch schlimmer als es begonnen hat. Wenn ich kein Vertrauen in meiner Fähigkeiten, in meine Person habe, dann bin ich auch insgesamt „negativ vorprogrammiert“ und ich werde meine volle Leistungsfähigkeit nicht entfalten können. Auch zu verstehen, welche Einflussmöglichkeiten ich habe und dies dann zu akzeptieren, die richtigen Einflussmöglichkeiten zu nutzen und die Dinge an denen man tatsächlich nichts ändern kann, diese dann auch akzeptieren zu lernen, ist Teil der mentalen Stärke.

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