Oder: wenn der Sehnsucht kein platz gemacht wird!
Bei einem Waldspaziergang entdeckt ein Mann ein verlassenes Adlernest indem sich noch ein Ei befindet. Er nimmt es vorsichtig an sich und eilt zurück nach Hause, um es dort seinen Hennen „unter zu schieben“. Und tatsächlich war die Rettungsaktion noch rechtzeitig. Die Hennen, die sich dem Ei sofort angenommen hatten, brüteten es aus, als wäre es ein ganz normales Hühnerei. Und als der kleine Adler das Licht der Welt erblickte, nahmen sie ihn an, als wäre er ein ganz normales Huhn. Sie lehrten den Adler sich zu verhalten wie ein Huhn: im Dreck zu scharren, Körner zu picken und ab und an mal zu gackern.
SELBSTWAHRNEHMUNG – Adler oder Huhn?
Der kleine Adler bemerkte, dass er schon bald viel größer war, als alle anderen Hühner. Ihm fiel auch auf, dass sein Schnabel so gar nicht vorteilhaft war zum Picken der Körner. Die anderen Hühner gackerten vor Lachen und machten sich lustig. „Streng Dich an, so zu picken, wie sich das für ein Huhn gehört“, sagte eine erfahrene Henne. Die großen Krallen waren auch nicht vorteilhaft zum Kratzen im Dreck. „Streck Deine Krallen richtig aus, damit Du besser im Dreck kratzen kannst“ riet eine andere alte Henne. Und der kleine Adler bemüht sich. Und so verging die Zeit. Der Adler scharrte im Dreck, pickte nach Körnern und gackerte. Und nachts saß er gemeinsam mit den Hühnern auf der Stange und ruhte sich aus.
SEHNSUCHT NACH MEHR
Eines Tages, die Hühner waren alle im Freifeld und kratzten und pickten und gackerten, da schaute der kleine Adler nach oben und erblickte einen großen Vogel, der über dem Freifeld kreiste. Auch die Hühner hatten ihn gesehen und flüchteten unter die Bäume, um sich dort zu schützen. Der kleine Adler schaute wie gebannt nach oben. Wie majestetisch doch dieser Vogel war. Er fragte eine der erfahrenen Hennen, was das denn sei dort oben am Himmel. Sie flüsterte leise: „Das ist der König der Lüfte, ein Adler“. Der kleine Adler war ganz fasziniert und entgegnete: „Ich würde auch gerne so fliegen können!“ Die anderen Hühner gackerten wieder vor Lachen und erklärten nur „Du bist ein Huhn. Wir sind dazu bestimmt hier am Boden zu bleiben. Du kannst nicht fliegen.“ Und so wurde weiter gepickt und gescharrt und gegackert.
Aber dem kleinen Adler lies es keine Ruhe. Er stieg auf ein Futterhaus und begann mit seinen Flügeln zu schlagen. Die anderen Hühner eilten herbei und riefen „Was machst Du da? Komm runter. Du kannst nicht fliegen. Du wirst Dir nur den Hals brechen.“ Der kleine Adler war völlig verunsichert. Es hatte sich tatsächlich nicht so angefühlt, als könnte er fliegen. Also sprang er wieder vorsichtig vom Futterhaus runter und pickte und scharrte und gackerte traurig und sehnsüchtig.
KANN ICH DAS ODER NICHT?
In der Nacht war er so traurig, dass er gar nicht schlafen konnte. So sprang er von der Hühnerstange und erklomm wieder das Dach des Futterhauses. Er begann mit den Flügeln zu schlagen. Er spannte seine Flügel immer mehr und mehr auf. Dann traute er sich flatternd dem Futterhaus abzustoßen und landete etwas unsanft im Dreck. Er gab nicht auf und versuchte es noch mehrfach. Es gelang ihm immer besser, die Flügel auszubreiten und Schwünge zu machen. Die Landungen waren schon bald nicht mehr so unsanft. Völlig erschöpft ging er zurück auf die Hühnerstange und schlief zufrieden ein.
GROSSER WIDERSTAND
Am nächsten Morgen wollte er sofort wieder weiter üben. Seine Flügelschwünge waren inzwischen so kraftvoll, dass er den Staub im Freifeld aufwühlte. Die Hühner beschwerten sich über den Staub, den er aufwühlte und beschimpften ihn „Was soll das? Komm runter! Mach nicht so einen Dreck! Du bist nur ein Huhn, wie wir auch. Du kannst nicht fliegen!“ Eine der erfahrenen Hennen war sehr verärgert und ging den kleinen Adler barsch an: "Was soll denn das? Geht es Dir bei uns nicht gut? Wir haben doch alles für Dich getan? Alles was Du weisst, haben wir Dir beigebracht! Warum willst Du unbedingt fliegen? Willst Du weg von uns?" Schon bald stellte der kleine Adler seine Flugversuche in der Gegenwart der Hühner ein. Er unterdrückte seine Faszination über den Adler und das majestetische Fliegen dieses großen Vogels. Und er wollte auch die Hennen, die immer so gut zu ihm waren nicht enttäuschen oder gar gegen sich aufbringen. Er hatte ihnen ja tatsächlich alles zu verdanken! Und so pickte er weiter Körner, scharrte weiter mit seinen viel zu großen und gebogenen Krallen im Dreck nach Würmern und Körnern, und gackerte obwohl seine Kehle mehr her gegeben hätte.
WIE GEHT DIE GESCHICHTE AUS?
Was glauben Sie? Was siegt schießlich: die Sehnsucht des kleinen Adlers, der nicht weiss, dass er ein Adler ist und nicht ein Huhn? Oder siegt doch die Hühnergemeinschaft, die dem kleinen Adler erklärt, dass es keinen Sinn macht als Huhn zu fliegen?
Ist es schlecht ein Huhn zu sein? Nein, sicherlich nicht, auch nicht schlechter als ein Adler zu sein.
Ist es schlecht Nichts aus einer bestimmten Begabung zu machen? Hier werden sich sicherlich die Geister streiten, ob es „schade“ ist, wenn jemand sein Potential nicht ausschöpft oder es jedem überlassen bleiben muss, wenn er andere Prioritäten für sich setzt und für sein Leben andere Pläne hat. Vorausgesetzt man hat einen Plan und lässt sich nicht von anderen erklären, wie man sein Leben denn am Besten zu führen hat und wie man glücklich und zufrieden ist. Wie stark sind Ihre Wünsche etwas in Ihrem Leben zu verändern? Leben Sie Ihren Plan vom Leben oder bestimmen vielmehr Dritte im Privaten oder im Geschäftsleben, wie Sie zu funktionieren haben? Haben Sie Angst vor der eigenen Courage, weil Ihnen andere schon immer sagen, dass es keinen Sinn macht?
GLAUBENSSÄTZE vs GLAUBEN AN SICH SELBST
Hier wurde eine Sehnsucht wieder fallen gelassen aufgrund der Widerstände, die erlebt wurden. Sicherlich kann man nicht behaupten, dass der kleine Adler schon einen Plan von seinem Leben hatte und davon, ob er fliegen kann. Wenn wir jetzt mal das Feld der Hühner und die Lüfte der Adler verlassen: Die Mehrzahl der Menschen ist mit dem eigenen Leben nicht zufrieden. Was macht Sie glücklich und zufrieden? Ich möchte an Sie appellieren, dass Sie heraus finden, was Sie wirklich wirklich wollen und dann geleitet von Ihrem WARUM auch dies realisieren. Indem Sie an sich glauben und sich nicht einreden lassen, dass es kein Sinn macht, Sie das ohnehin nicht können, sich das auch nicht gehört, etc. Viel zu oft haben wir schon mit Glaubensätzen aus unserer Erziehung zu kämpfen „Schuster bleib bei Deinen Leisten“ ist genauso ein Beispiel wie das Lied der Schlagersängerin Nicole, indem sie uns erklärte „Flieg nicht so hoch mein kleiner Freund“. In Ihrem inneren Dialog sagen Sie es auch schon zu sich selbst? „Ich kann das nicht!“ „Andere können das, ich nicht!“ „Bei mir klappt nichts!“ „Das hat doch auch alles keinen Sinn. Hier weiss ich was ich habe!“
VOM GLAUBEN AN SICH SELBST ZUM HANDELN
Verhängen Sie einen STOP für solche Gedanken! Nehmen Sie sich Zeit: Was wollen Sie wirklich wirklich. Wie sieht das ganz konkret aus? WARUM wollen Sie das erreichen? Wie fühlt sich das an, wenn Sie es erreicht haben? Überprüfen Sie die „Festigkeit“ Ihres Ziels anhand eines Zielrahmens. Visualisieren Sie Ihre Zielsetzung in einer Zielcollage, einem Missionboard oder drehen Sie gedanklich Ihr eigenes Drehbuch vom Erfolg und rufen Sie diese positiven Gedanken, diese Motivation immer und immer wieder ab. Erarbeiten Sie sich einen Überblick über Ihre Stärken! Stärken Sie Ihre Stärken. Werden Sie sich Ihrer Werte bewusst indem Sie zum Beispiel Ihr Lebensrad erstellen und planen Sie von hier ausgehend ganz konkret und kommen Sie nach diesem konkreten Plan ins Tun.
Diese Geschichte habe ich in Anlehnung an die Erzählung von James Aggrey geschrieben

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Ben (Freitag, 29 Dezember 2017 11:22)
Eine ganz wunderbare Geschichte und ein sehr guter Artikel! Danke dafür!!