· 

Impuls: Weibliche und Männliche Stärken???

Mein  Impuls  zum  internationalen  Frauentag

Soviel vorausgeschickt: Ja, ich bin auch davon überzeugt, dass es (beachtliche) Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt. Freunde und auch einige Coach-Kollegen wissen allerdings: Ich habe eine sehr niedrige Frustrationstoleranz und neige wirklich sehr ungehalten zu reagieren, wenn jemand mir weiss machen möchte, dass es „weibliche“ und „männliche“ Stärken gibt.

 

Ein Beispiel: Eine Kollegin erklärte mir, dass sie sich jetzt endlich erlaube zu ihren weiblichen Stärken zu stehen. Sie genieße es mehr denn je, Frau zu sein. Hier habe ich wahrscheinlich schon sichtlich irritiert geschaut – jedenfalls war ich es. Ich fragte sie, was genau denn ihre weiblichen Stärken seien und sie erklärte mir, dass sie zum Beispiel empathisch sei. Ich lies das erstmal so stehen, schließlich wollte ich wissen, was in ihren Augen männliche Stärken sind und hier erklärte sie mir das sie darunter Strukturiertheit, Analysefähigkeit, Planung, etc. zähle.

 

Ich kenne 1000 und 1 Gegenbeispiel: Mein Mann ist ein super einfühlsamer Mensch (Mann!!!) der sich äußerst gut in sein Gegenüber versetzen kann, Menschen dort abholen kann, wo sie stehen, hat sehr gute Antennen dafür, wie es anderen gerade geht, etc. Ich bin äußerst strukturiert, analysiere sehr viel und ja, ich könnte manchmal etwas weniger planen, also spontaner sein. Ich habe mich deshalb noch nie unweiblich gefühlt. Okay, das war jetzt eine weibliche, subjektive Schilderung dieser Coach-Kollegin. Meine Interpretationen zu (Achtung: die Anführungsstrichelchen kennzeichnen hier, dass ich mit der Begrifflichkeit mehr als auf dem Kriegsfuß stehe, um nicht zu sagen, es als einen völligen BULLSHIT bezeichne!) „weiblichen und männlichen Stärken“ ist die folgende: Irgend jemand, vielleicht auch zuviele Menschen um uns herum, haben uns einfach anerzogen und glaubhaft gemacht, dass man als Mädchen bestimmte Sachen nicht tut, und Jungs wiederum andere Dinge unterlassen sollen, weil das eben nur die schwachen Mädchen machen („Männer weinen nicht“, etc.).

 

Es gibt auch Menschen, die wahnsinnig viel Geld damit verdienen uns einzubläuen, dass Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken können (Allan und Barbara Pease) oder auch Eva Habermann, die in ihrem „Eva-Prinzip“ die Behauptung aufstellt, dass der Feminismus daran schuld ist, dass irgendwelche Frauen ihre Weiblichkeit verloren haben. Hallo geht´s noch? Warum glaubt man so etwas? Weil man dann gleich eine Entschuldigung parat hat und es ja eh jeder schon wusste, dass es so sein muss, weil man das ja seit Jahrhunderten weiss…

 

Ich weiss jedenfalls, dass wenn ich als Kind mich gegen etwas verweigerte, ich als Zicke oder jedenfalls nicht brav bezeichnet wurde, während mein Cousin zwar auch zurecht gewiesen wurde, aber hinter vorgehaltener Hand seine Durchsetzungsfähigkeit von den Eltern anerkannt wurde. Von dem Cousin wurde auch erwartet, dass er mit dem Fahrrad zur Schule fährt, während die kleine Anja doch im Auto gefahren werden sollte, weil das doch alles sehr gefährlich sei. So erzieht man Menschen (Frauen!) zu Angsthasen, übervorsichtigen Wesen!)

Studien: Es existieren vorherrschende "weibliche Antreiber"

Auch ist es inzwischen nachgewiesen, dass aufgrund der Erziehung frauen- und männer-spezifische Antreiber (Transaktionsanalyse) vorherrschen. Ja, genau: „Mach es allen Recht“ ist viel mehr unter Frauen verbreitet, während „sei stark“ sehr viel häufiger bei Männern vorherrscht. Es wurde eine große Ausnahme attestiert in der Studie: Mädchen, Frauen, die Leistungssport betrieben haben seit frühen Jahren, die waren „hart zu sich selbst“ und hatten auch diesen Antreiber „sei stark“ sehr viel häufiger als die Geschlechtsgenossinnen, die keinen Sport ambitioniert betrieben.

 

Studien zur Bedrohung durch Stereotypen - stereotype thread

Längst haben Studien bewiesen, dass das Verhalten von Babies, die eindeutig durch die Farbe rosa bzw. hellblau als weiblich und männlich „gekennzeichnet“ waren, anders von den Probanden der Studie gedeutet wurde, als wenn das Baby neutral in weiss gekleidet war. Und die Neurowissenschaftler gehen noch einen Schritt weiter: Seit Jahren erforschen sie die „stereotype thread“, die Bedrohung durch Stereotypen. Das Team um den Soziopsychologen Paul Davies von der University of California/Los Angeles hat sich in seinen Studien (unbewussten) Vorurteilen, wie „Männer sind besser in Mathe als Frauen“ angenommen und dabei Folgendes herausgefunden: Weibliche Mathe-Genies lösen schwierige Matheaufgaben schlechter, wenn man ihnen vorher sagt, ihre Leistungen würden mit denen von Männern verglichen. Ihre Leistung brach auch deutlich ein, wenn sie vorher Werbespots anschauten, in denen Frauen zum Beispiel eine Backmischung anpriesen – also in stereotypischen Rollen auftauchten. Sogar die Berufswünsche der mathematisch begabten Frauen änderten sich nach solchen Filmen: Sie wollten dann eher Linguistik oder Journalismus studieren, und nicht mehr solche Fächer, die ihre mathematischen Fähigkeiten voraussetzten. Andere Forscher fanden heraus, dass wenn Frauen mit dem Klischee, dass „Männer die besseren Mathematiker“ seien, vor einer Prüfung offen konfrontiert wurden, sie aus der Angst heraus genau dieses Klischee zu bedienen, in den entscheidenden Prüfungen versagten.

 

Richtet Euch nicht nach Stereotypen aus! Die Welt braucht Eure Energie, Stärken, Emotionen und Kompetenzen!

Für unsere Erziehung können wir nichts. Wir können auch nichts dafür, dass diese Stereotypen in der Gesellschaft verbreitet sind, genauso wie in zuvielen Chefetagen und Entscheidungsebenen von Unternehmen. Aber wir – also wir Frauen – können etwas dafür, wie wir selbst damit umgehen. Ich möchte Euch liebe Geschlechtsgenossinnen aufrufen, Euch von diesen Stereotypen, diesen fest verankerten Glaubenssätzen, etc. zu befreien. Redet Euch nicht schwach! Bildet Euch nicht ein, ihr könntet etwas nicht, weil ihr eben eine Frau seit. Nein, ihr müsst auch nicht mehr Verständnis oder Mitgefühl aufbringen, weil dies von Euch als Frau, Mutter, Kollegin, … erwartet wird. Lasst aber auch keinen Mann auf Euren Gefühlen herumtreten, weil ihr ihn entschuldigt, dass er es nie besser gelernt hat. Gleichzeitig appelliere ich aber auch an Euch, Euch nicht aufgrund dieser Stereotypen zu entschuldigen, Euch nicht aus Euren Komfortzonen heraus zu bewegen! Macht Euch bewusst, was Ihr wirklich wirklich wollt und geht in die Umsetzung. Die Welt braucht Eure Enegerie, Eure Stärken, Eure Emotionen und Kompetenzen!

 

Noch ein kurzer Nachsatz zu den Studien „stereotype thread“: die Forscher haben auch herausgefunden, dass wenn die Studienteilnehmer vor den Prüfungen aufgefordert waren 15 Minuten Ihre Erfolgserlebnisse, Ihre Stärken oder Ihre Werte, für die sie einstehen, auf einem Blatt zusammen zu schreiben, dies signifikant positiven Einfluss hatte auf das Prüfungsergebnis. Also: Stärke Deine Stärken! Schreibe ein Dankbarkeits- oder Erfolgstagebuch. Übrigens: das funktioniert bei Männern, wie bei Frauen….

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0