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Für wen ist eigentlich New Work?

New Work - gelebte Beispiele aus einem ehrlichen handwerk

„Für wen ist Eures Erachtens eigentlich New Work?“ – Diese Frage wurde ich so oder ähnlich seit der Veröffentlichung der New Work Charta (Q.: www.humanfy.de) sehr häufig gefragt. Ganz ehrlich? Ich hatte bis dahin gar keinen Grenzen im Kopf. Die fünf Prinzipien Freiheit, Selbstverantwortung, Sinn, Entwicklung und soziale Verantwortung stellen für mich einen Grundsatz da, keinen Ausschluss.

 

Einmal wurde ich sogar mit der Ansicht konfrontiert, dass New Work Ansätze doch nichts für Arbeiter seien und mehrheitlich in Konzernen funktionieren würden, schließlich – so die Frau, die mich mit ihrer Ansicht nicht verschonte – wüsste sie aus sicherer Quelle, dass Dax-Konzerne bereits bei der Bundesregierung das bedingungslose Grundeinkommen für die Arbeiterschaft gefordert hätten. Es hat sich für mich bis heute nicht erschlossen, was das Eine mit dem Anderen zu tun hat. Nach einigen Wochen erlaube ich mir deshalb diesen kurzen Beitrag. Und mir ist wichtig, eines ganz klar zum Ausdruck zu bringen: New Work, neues Arbeiten, neues Führen, neues Denken, macht nach meiner Ansicht nicht Halt vor der Qualifikation, nicht vor irgendwelchen Firmierungen, Betriebsgrößen, sondern hält Einzug (oder nicht) entsprechend der Denk- und Handlungslogik, sprich dem Mindset, von uns Menschen, insbesondere von Führungskräften und Entscheidern in Unternehmen.

 

Gelebte New Work Beispiele in einem ehrlichen Handwerk

Das eindrucksvollstes New-Work-Erlebnis der letzten Wochen hatte ich in einigen Küchen von Nürnberger GourmetköchInnen. Was als kulinarische Reise begann, entpuppte sich für mich als gelebte, programmlose New-Work-Praxis in Verbindung mit einem „ehrlichen Handwerk“. Und das Interessante: New Work ist begrifflich hier überhaupt nicht auf der Agenda. Da leben Menschen das, was sie wirklich, wirklich wollen – Frithjof Bergmann lässt grüßen – und fördern dies auch bei ihren Mitarbeitenden. Da wird offensichtlich einfach respektvoll, wertschätzend geführt, da wird Raum gegeben zum Experimentieren, da wird auf Selbstverantwortung gesetzt und diese gefördert, da wird nachhaltig mit Ressourcen umgegangen und dabei Höchst- und Spitzenleistung erbracht.

 

Küche ist Teamspiel

„Küche ist Teamspiel,“ erklärt Yves Ollech, Küchenchef vom Essigbrätlein, dem Restaurant in Nürnberg, dass seit Jahren 2 Sterne hält.  Mit Verachtung kommentiert er Fernsehsendungen, in denen Jungköche schikaniert werden. Er, dem neben Mut und Kreativität auch die Einzigartigkeit zugeschrieben wird, mit dem sich das Gourmetrestaurant seit Ende der Neunziger Jahre in der oberen Liga positioniert, erklärt weiter, dass es der Supergau sei, wenn der Spüler ausfällt, er hingegen sei durch sein Team leichter aufzufangen. Die Kritiken sprechen von „Perfektion auf dem Teller“, wenn sie seine Küche bewerten. Yves hingegen erklärt: „Wir lernen jeden Tag dazu. Ausprobieren steht ganz weit oben. Da geht auch viel in die Tonne. Aber wir machen einfach!“. Viele Küche sind in den letzten zwei Jahrzehnten durch seine Schule gegangen, wurden entwickelt und durch das Experimentieren auch in ihrer Freiheit, Entwicklung und Selbstverantwortung gefördert. Seit Jahren erlaubt er sich die Freiheit sein Experimentierfeld vor allem im Gemüse und dem was im Knoblauchsland sonst noch so wächst, zu finden. Da wird auch getestet, ob es nicht auch mal etwas Gutes aus dem Strunk eines Blumenkohles sein darf, der wohl in den meisten Küchen unbeachtet bleibt. Für ihn ein Teil von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung.

 

Sinn "anders zu denken"

Selbstverantwortung hat auch schon in ganz frühen Jahren der 1990 geborene Inhaber von EinZimmerKücheBar an den Tag gelegt. Gelernt in zahlreichen Sternküchen, hat er von seinen Werten und seinem Sinn anders zu denken, selbst zu machen und nichts und niemanden zu kopieren, sein eigenes Konzept entwickelt. Auch er sieht als Teil seiner sozialen Verantwortung den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, insbesondere Fleisch und Gemüse für seine Gerichte. Der heimische Saibling findet dabei genauso auf den Teller, wie der Apfelsecco aus der Fränkischen.

 

Von Friday for Future und Filet

„Die Welt besteht nicht nur aus Filet,“ kommentiert Gabriele Hussenether, Mobile Kochkunst MoKo und so streift das Gespräch mit ihr ein weiteres Portfolio vom Friday for Future bis zu ihrer Historie. Die Selfmade-Frau verarbeitet selbstbewusst auch „unpopuläre Fleischstücke“ und setzt auf den Nachwuchs – im eigenen Team und auch z.B. bei jungem Winzernachwuchs. „Ich habe gute Mitarbeiter, die viel mitdenken,“ beschreibt Hussenether ihr junges Team und ist auch gerade wieder auf der Suche nach einem Auszubildenden als Koch/Köchin. Dabei verbrieft sie, dass sie nicht nur eine gute Kochausbildung vermittelt, sondern „Werte und Haltung mit auf den Weg gibt“.

 

 

Handwerklich brilliant und schnörkellos umgesetzt

Die 5 New-Work-Prinzipien Freiheit, Selbstverantwortung, Sinn, Entwicklung und soziale Verantwortung scheinen mir in diesen Küchen angekommen zu sein und handwerklich im doppelten Sinne brilliant und schnörkellos umgesetzt – ganz selbstverständlich, ganz authentisch. Von Menschen, die ihren Sinn gefunden haben, jeden Tag daran arbeiten sich weiter zu entwickeln, Ressourcen nachhaltig verantwortlich verarbeiten und dazu beitragen, dass auch andere wachsen. DANKE für dieses Erlebnis an die KöchInnen und @Doris Ritter, www.happy-nuernberg-tours.de

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